„Schischi“ – Überflüssiger Prunk oder Ausdruck von Lebensfreude?

"Schischi" – Überflüssiger Prunk oder Ausdruck von Lebensfreude?

In der deutschen Sprache gibt es kaum ein Wort, das so viel Zwischentöne trägt wie „Schischi“. Wer es benutzt, meint selten etwas wirklich Positives – aber auch nicht immer nur Negatives. Zwischen Augenrollen und heimlichem Schmunzeln steht das Wort für all das, was als unnötig, überladen oder schlicht zu viel empfunden wird: Glitzernde Dekorationen, übertriebene Inszenierungen oder modische Extravaganzen. Doch gerade in einer Zeit, in der Minimalismus als Tugend gilt, stellt sich die Frage: Was sagt „Schischi“ über uns aus?

Der Ursprung eines charmanten Vorwurfs

Sprachwissenschaftlich lässt sich der Begriff „Schischi“ schwer genau verorten. Vermutet wird ein lautmalerischer Ursprung – ein ironisches Imitieren übertriebener Eleganz. Im Französischen gibt es das Wort chichi, das ähnliche Bedeutungen trägt: affektierte Umständlichkeit oder ein Hang zum Übertriebenen. Möglicherweise wanderte das Wort in den deutschen Sprachgebrauch und wurde dort zu dem liebevoll-spöttischen „Schischi“.

Wenn Ästhetik zur Nebensache wird

Im Alltag wird „Schischi“ gerne verwendet, um etwas abzuwerten – etwa ein Kleid, das „viel zu viel Schischi“ habe, oder eine Wohnung, die vor Dekoration kaum noch Raum zum Atmen bietet. Der Begriff dient dabei als Abgrenzung: Wer kein Schischi will, zeigt sich als bodenständig, ehrlich und pragmatisch. Es ist ein Statement gegen Oberflächlichkeit – zumindest auf den ersten Blick.

Doch darin steckt auch ein Widerspruch: Denn was für die eine Person überladen und kitschig ist, kann für eine andere Ausdruck von Individualität und Lebensfreude sein. Wer entscheidet also, wann etwas zu viel ist?

Schischi als kulturelles Statement

In der Mode, Kunst und Architektur erleben wir immer wieder das Spiel mit dem „Zuviel“. Designer wie Gucci oder Jean Paul Gaultier haben gerade durch überbordende Elemente Kultstatus erreicht. Auch in der Popkultur wird Schischi gefeiert – man denke an opulente Musikvideos, überladene Bühnenbilder oder schrille Promi-Outfits.

Hier wird „Schischi“ zur Kunstform. Zum bewussten Stilmittel, das provoziert, unterhält und Konventionen bricht. Und manchmal, so scheint es, liegt gerade im vermeintlich Überflüssigen ein besonderer Zauber.

Fazit: Zwischen Kitsch und Charme

„Schischi“ bleibt ein schillerndes Wort – sowohl als Kritik als auch als Kompliment. Es fordert dazu auf, das Maß zu hinterfragen: Wann ist genug genug? Und wann tut ein bisschen Übertreibung vielleicht sogar gut?

Vielleicht ist „Schischi“ letztlich nichts anderes als ein Spiegel unserer Haltung zum Leben: Ob wir nach dem Schlichten streben – oder hin und wieder gerne glitzern wollen. Und seien wir ehrlich: Ein bisschen Schischi kann manchmal genau das sein, was uns den grauen Alltag versüßt.

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