Münchner Start-up stellt leichte Hochdrucktanks aus Carbonfasern für Raketen her

Münchner Start-up stellt leichte Hochdrucktanks aus Carbonfasern für Raketen her
Münchner Start-up stellt leichte Hochdrucktanks aus Carbonfasern für Raketen her

Das Münchner Start-up Blackwave stellt Hochdrucktanks aus Carbonfasern her, die in Raketen als Sekundärtanks eingesetzt werden. Die Behälter sollen im Vergleich zu traditionellen Stahltanks Gewicht sparen, sich flexibler formen lassen und hohe Betriebsdrücke von bis zu 420 Bar aushalten. Das Unternehmen geht auf Arbeiten an der Technischen Universität München zurück und liefert bereits an Kunden in Europa und den USA.

Technische Herausforderung und Lösung

In Raketensystemen verlieren Primärtanks an Stabilität, sobald der Treibstoff entnommen wird. Um dem entgegenzuwirken, werden Sekundärtanks eingesetzt, die Edelgase freisetzen und so das entstehende Leervolumen ausgleichen. Der Gründer von Blackwave, Bastian Behrens, beschreibt das Problem mit dem Bild einer Cola Dose: gefüllt ist die Dose stabil, sobald sie leer ist, geht die strukturelle Integrität verloren.

Traditionell fertigte die Raumfahrtindustrie solche Sekundärtanks aus Stahl und formte sie kugelförmig, weil diese Form mechanisch günstig ist. Blackwave setzt stattdessen auf Kohlefasern. Carbon bietet hohe Zugfestigkeit, chemische Beständigkeit gegenüber aggressiven Treibstoffen und erlaubt andere Formen als die starre Kugel. Die so hergestellten Tanks funktionieren bei Betriebsdrücken bis zu 420 Bar und müssen Temperaturschwankungen von minus 50 bis plus 120 Grad Celsius trotzen.

Von der Universität ins Unternehmen

Bastian Behrens begann früh mit der Verarbeitung von Carbonteilen und schloss sich an der TUM dem Student Club TUfast an, wo er Komponenten für Rennfahrzeuge entwickelte. Aus Kontakten zu Automobilherstellern und später zur Luft und Raumfahrt ergab sich die Spezialisierung auf Hochleistungsbauteile. Nach der Gründung von Blackwave baute er Fertigungsprozesse aus und nutzte Unterstützungsangebote der Universität.

Behrens sagt, dass Tanks eine besonders geeignete Anwendung für Carbonfasern sind, weil die Belastungen in solchen Bauteilen vorwiegend Zugspannungen sind, die das Material gut aushält. Heute beschäftigt das Unternehmen knapp 100 Mitarbeiter und hat bereits Produkte mit sogenannter Flight Heritage geliefert, also Komponenten, die im Weltraum eingesetzt wurden.

Netzwerk und Förderung

Blackwave profitierte von den Gründungsangeboten der Technischen Universität München und von Unterstützung durch UnternehmerTUM. Das Innovationsökosystem rund um die TUM gilt als einer der größeren Deeptech Standorte in Europa. Zu den Angeboten gehören Venture Labs, die Zugang zur Forschung, technischer Infrastruktur und Marktexpertise bieten, sowie Programme für verschiedene Gründungsphasen.

UnternehmerTUM betreibt darüber hinaus einen eigenen Venture Capital Fonds und wurde nach Angaben der Organisation von der Financial Times zweimal als Europas bestes Gründungszentrum ausgezeichnet. In einem Jahr gingen an der TUM nach Unternehmensangaben mehr als 100 neue Firmen hervor, und über 1.100 Start-up Teams wurden von UnternehmerTUM und den Venture Labs unterstützt.

Mit der Umstellung von schweren Stahlkugeln auf leichtere Carbonbehälter hoffen Entwickler und Kunden auf effizientere Treibstoffsysteme, die sich besser in die engen Geometrien moderner Raketen integrieren lassen. Blackwave positioniert sich damit in einem Segment, in dem Materialeigenschaften und Fertigungsprozesse über Gewicht, Raum und damit über wirtschaftliche und technische Vorzüge entscheiden.

Quelle anzeigen